Suzuki SV 1000


Frauenquote



Beim Aufbau von Dirks SV spielten zwei Frauen ganz entscheidende Rollen: Die eine stand ihm vorerst nur im Weg und lieferte dann ungewollt den Startschuss zum Projekt. Die zweite machte etwas später irgendwie genau das gleiche - nur ganz anders.

Weibchen 1.0 war Dirks damalige Angetraute. Diese untersagte ihrem Mann jedwede Auslebung zweirädriger Individual-Ambitionen bei angedrohtem Geschlechtsverkehr-Entzug. Als sich dieser Hebel im Zuge des kurze Zeit später eingeläuteten Trennungs-Verfahrens quasi in Luft auflöste und sich auch die damit verbundene sexuelle und finanzielle Handbremse löste, machte Dirk endlich Ernst.



Mit einem "Fuck You!" auf den Lippen und frei verfügbarem Einkommen im Portemonnaie durchforstete Dirk den einschlägigen Blätterwald nach geeigneten Früchten und pflückte sich nach kurzer Zeit eine ebenso originale wie günstige SV 1000 vom Baum der Erkenntnis, dessen Rindeninschrift besagte: Du sollst nicht mehr als zwei Zylinder unter dir haben. Denn Dirk wollte Detonationen, kein Surren. Es sollte sich schütteln, nicht schnurren und nach amtlichem Beschuss klingen, nicht nach defekten Reisefön.



Diese Vorgaben erfüllte die geschürfte halbverschalte Tausender von Haus aus – blöderweise auch die unangefragte Eigenschaft eines nicht unbedingt vorteilhaften Antlitzes. Und da es Dirk irgendwann zu blöd wurde ständig den Boden feudeln zu müssen, nur weil sich sein Frühstück angesichts des fetten Nordbalkons der Suzuki regelmäßig über den Vorderausgang davon machte, stellte er nach kurzer Zeit erst den Schrubber in die Ecke und dann die Kanzel daneben.



Der Rücken schonenden Körperhaltung wegen gab's gleich noch einen Rohrlenkerumbau auf die Forke und für die Optik die Lampenmaske einer zeitgenössischen Z1000 dazu. Das sah zwar gleich ganz anders aus als mit dem demontierten TL Lampen-Vorzelt, verschaffte Dirk jedoch sogleich eine weitere Lektion fürs Leben: Denn "anders" heißt nicht automatisch "besser". Notgedrungen holte Dirk also den Schrubber wieder hervor. Er würde wohl weiterhin wischen müssen.



An dieser Stelle trat Maid Nummer Zwei in sein Leben. Oder besser: fuhr. Nämlich Dirk um. Während er auf der TL saß. Logisch. Heraus kam ein wirtschaftlicher Totalschaden, dessen tatsächlicher Umfang und Reparationsbedarf jedoch im überschaubaren Rahmen blieb. Völlig unbeschädigt ging Dirks Motivation aus der Nummer hervor. Die hatte sogar von dem Crash profitiert und war zu einer "jetzt erst recht und mit voller Pulle" Geisteshaltung mutiert. Zudem hatte auch die gruselige Z 1000-Gesichtslähmung den Unfall nicht überstanden und sich das ästhetische Problem damit von alleine (auf)gelöst. Püh – gerade noch mal gutgegangen.



Zum Zwecke der Bestandsaufnahme und gleichzeitig den Beginn der nächsten Etappe markierend, zerlegte Dirk die ramponierte Doppelkolberin und steckte im Zuge ihres im direkten Anschluss beginnenden Neuaufbaus eine Kilogixxer-Forke in den Lenkkopf, mitsamt dazugehörenden radialen Scheiben-Beißernchen. Frische Armaturen ohne Marmeladenglas-Anhängsel lieferte eine Hayabusa. Die Auspuffanlage wanderte in Zwillings-Flak Formation unters Heckteil und alles was nicht niet- und rahmenfest war in die Pulverkabine um sich dort einen schönen mattschwarzen Schnupfen wegzuholen. Das Lackkleid bekam ebenfalls eine Dusche mit Pigmenten des selben RAL-Codes, womit die Integrität des Stuhls auch schon wieder hergestellt war.

Geprägt von den erfahrenen Weiterbildungsmaßnahmen und Schulungen im Zusammenhang mit weiblichen Fachkräften, benötigte Dirk diese im darauf folgenden Jahr nun nicht mehr um Phase drei einzuläuten. Allein die fortwährende Einsicht, dass das bisher erreichte irgendwie immer noch nicht so richtig geil war reichte aus, um den Hocker kurz darauf erneut zu zerlegen. In diesem Zuge gab's eine um zehn Zentimeter verlängerte Schwinge ins hintere Geläuf sowie nicht weniger als dreizehn Schichten Effekt-Lack auf die Oberhaut, der sich zum vorigen Matt-Schwarz verhielt wie Bangossi zu roher Spanplatte.



Dirk fand's geil – der TÜV nicht. Der wollte nämlich ums Verrecken der Schwinge keinen legalisierenden Segen spenden (warum zum Teufel darf die katholische Kirche eigentlich keine Eintragungen machen?!) – was Dirk seinerseits wiederum voll doof fand. Nach einiger Recherche konnte er zumindest den Hersteller des gebraucht erworbenen Radhalters ermitteln, hinter dem ein gewisser Herr Windmüller aus Berlin steckte. Bei einem klärenden Ortstermin zwecks Erlangung der Stempelfähigkeit entglitt den beiden aber irgendwie das ursprüngliche Gesprächsthema und uferte in Pläne für eine einseitige Radführung mitsamt dicker Pelle aus.



Im Winter 2015 besorgte Dirk dann für kleines Geld eine VFR-Unit, welche mit zusätzlicher Länge, Breite sowie einem Oberzug versehen in den SV-Rahmen eingeführt wurde. Das fanden tatsächlich alle geil – sogar der TÜV. Und selbst zufällig vorbei schlendernde Passantinnen schienen kein Veto einlegen zu wollen. Zumindest fuhr keine die SV um oder drohte mit Scheidung. Ist ja auch schon was wert.



Als Be-Pneuung suchte sich Dirk einen 240er PiPo3 aus, der taufrisch aus den Backformen von Michelin purzelte und damit die bisherige Diablo-Monokultur des Breitengrades durchbrach. Der Socken baut auf Grund von Dirks Entscheidung es bei acht Zoll Felgenweite zu belassen nicht ganz zu dick wie seine auf stattlicheren Schüsseln montierten Kollegen – Angst, in Straßenbahn-Gleise zu geraten, muss man aber trotzdem nicht haben.

Beim Bodywork ließ es Dirk vergleichsweise konservativ angehen, so dass sogar die originale Tortenmulde erhalten blieb. Kann ja sein, dass mal wieder eine Frau ins Spiel kommt. Und nicht nur in dem Zusammenhang ist Vorbeugen besser, als sich auf die Schuhe zu kotzen.


TECHNISCHE DATEN
Marke/Modell: Suzuki SV 1000 S
Erbauer: Dirk, Klaus und Markus
Luftfilter: K&N
Auspuff: 2 in 1, unter dem Motor die Führung verändert, BOS-Endtopf, Krümmer von Strassenmeister-Motorcycles
Rahmen: Serie, schwarz matt gepulvert
Schwinge: Strassenmeister-Motorcycles
Federbein/Umlenkung: GSXR 1000 K4, 30mm Höherlegung
Gabel: GSX-R 1000 K4 mit Spiegler-Brücke
schwarz matt gepulvert
Lenker/Riser: SB 800
Räder: Serie vorn, Tomason TN1 8 x 17 schwarz hochglanz gepulvert hinten
Bereifung: 120/70ZR17 vorn, 240/45ZR17 hinten
Bremsen vorn: Bremssättel GSX-R 1000 K4 mit 5mm Distanzen, Scheiben SV
Bremsen hinten: Sattel und Scheibe Honda VFR 800
Tank: Serie mit eingelassenem SV Tacho
Scheinwerfer: MT-03 mit selbstgefertigten Haltern
Höcker/Sitzbank: Sitzbank aufgepolster, neu bezogen und rot abgesteppt
Kotflügel: GSX-R 1000 K4
Kühlerblende: Edelstahl, schwarz matt gepulvert
Seitenblenden Kawasaki Z 1000
Armaturen/Schalter/E-BOX: Brems- und Kupplungspumpe Hayabusa, kurze verstellbare Hebel
Lackierung: Deep Red to Black mit Airbrush